30. Oktober 2022 – 8. Januar 2023

Matthias Schaller (*1965 in Dillingen/Donau), seit 20 Jahren in Italien lebender Künstler, studierte Kulturanthropologie und Visuelle Anthropologie, bevor er sich selbst der Fotografie zuwandte.

Er gilt unter Kunsttheoretikern als einer der wichtigsten Vertreter der neuen „ikonischen Wende“. Nach Soloausstellungen in Venedig, Mailand, London, Rio de Janeiro und New York wird er vermehrt auch wieder in Deutschland ausstellen.

Der Kunstverein Schwäbisch Hall zeigt Werke aus den Serien „Das Meisterstück“ – dabei geht es um Paletten berühmter Maler des 19. und 20 Jahrhunderts – und „Leiermann“. In letzterer werden verfallende und vergessene Prunksäle alter Venezianischer Paläste – fotografiert durch ihre halbblinden Spiegel – gezeigt, während im realen Alltag nur noch die Außenfassaden von Millionen Touristen als museale Kulisse bestaunt und fotografiert werden. Kuratiert von Wolfgang Schwarzkopf.

„Padiglione“ ist ein Begriff, der das Thema „Raum“ aufnimmt. Die Serie „Leiermann“ (auch „Padiglione Venezia“),  zeigt vergessene und verfallende Prunksäle alter venezianischer Paläste – fotografiert durch ihre halbblinden Spiegel. Zur früheren Serie „Controfacciate“ aus diesen alten Palästen formuliert der Kunsthistoriker Horst Bredekamp: Die Aufnahmen gelten der verborgenen Welt einer ehemaligen Pracht … . (Sie) zeugen vom Tod dieser ehemals vitalen Stadt und der Traurigkeit über deren Ableben, aber sie wahren nicht minder das Glück über die Resistenz einer morbiden Schönheit über die Destruktivität der Zeit … .
Die Serialität der Aufnahmen entspricht der vielfältigen melodischen Abfolge von Musik, der Matthias Schaller, ausgebildeter Klarinettist, in besonderer Weise verbunden ist. Sie hat in dem Zyklus „Leiermann“ eine geniale Umsetzung von Franz Schuberts Vertonung von Wilhelm Müllers Zyklus „Winterreise“ und dessen abschließenden, tieftraurigen Lied, gefunden. (
Horst Bredekamp, Matthias Schaller, Petrus Books, 2022)

Innerhalb des Themas „Padiglione“ bzw. „Raum“ stellt die Serie „Purple Desk“ (Purpurne Schreibtische)  einen deutlichen Unterschied zur zuvor beschriebenen Serie dar. Schaller hat, als erster Fotograf überhaupt, die Arbeits- und Versammlungsräume der Kurienkardinäle im Vatikan aufnehmen können. Zwar geht es wie in fast allen Serien Schallers, die ja menschenleere Räume abbilden, indirekt um eben diese  Menschen, deren Räume sie gewissermaßen „spiegeln“. In „Padiglione Curia“ ist das zugrundeliegende Thema aber nicht der Verlust einer untergegangen Gesellschaft und ihrer Kultur. Es geht hier eher um eine Religion als Raum oder eine  Inszenierung von Macht (Horst Bredekamp, s.o.).